Irene Merkert und Charlotte Lübow sind in Burundi im Oktober 2023 gekommen. Beide sind Mitglieder von AoG Deutschland.
Danke, dass Sie beide Ihre Zeit für dieses Interview nehmen. Können Sie uns sagen, was ist „AoG“?
Charlotte Lübow & Irene Merkert: AoG steht für Apotheker ohne Grenzen (französisch: Pharmaciens Sans Frontières). Wir sind eine pharmazeutische NGO, die sich zum Ziel gemacht hat, Menschen auf der ganzen Welt ein Leben in Gesundheit zu ermöglichen. Hierfür leisten wir sowohl Nothilfe z.B. nach Katastrophen wie dem Erdbeben in Syrien und der Türkei oder immer noch in der Ukraine. Es gibt aber auch langfristige Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit z.B. in Argentinien, Ghana, Haiti, dem Libanon, in Tansania, Uganda und eben auch in Burundi.
Was bedeutet Burundi für AoG?
C.L. & I.M.: Das Projekt in Burundi ist sehr besonders für uns, da wir hier vornehmlich die pharmazeutische Ausbildung der Burundierinnen und Burundier fördern und hierdurch dazu beitragen, dass hoch qualifiziertes Personal ausgebildet wird und die eigenen Gesundheitsstrukturen so nachhaltig verbessert werden.
Wie und wann hat AoG begonnen, mit der Stiftung Fondation Stamm zusammenzuarbeiten?
C.L. & I.M.: Das Projekt startete im November 2018, als zwei unserer Projektkoordinatorinnen das erste Mal die Schule EPCM besucht haben. Schnell wurde klar, dass wir uns in diesem Projekt sinnvoll einbringen können. Wir begannen damit, die Laborreagenzien und Chemikalien, die für die Laborpraktika der PTA Ausbildung benötigt werden, zu erneuern. 2021 kam dann noch die Förderung der Lehrapotheke Pharmacie Yacu hinzu.
Ihr seid beide im Oktober 2023 in Burundi gekommen. Wie war Ihr Aufenthalt hier und was haben Sie gesehen?
C.L.: Für mich war es die erste Reise auf den afrikanischen Kontinent und somit auch das erste Mal in Burundi.
I.M.: Für mich war es das zweite Mal in Burundi und ich war wieder sprachlos, wie schön dieses Land ist.
C.L. & I.M.: Der Aufenthalt war sehr interessant und begleitet von vielen Emotionen. Es war schön, unsere Projektpartner der Fondation Stamm als auch die Mitarbeitenden der EPCM und der Pharmacie Yacu persönlich kennen zu lernen. Außerdem konnten wir an einem Laborpraktikum teilnehmen und selbst erleben, wie die Schülerinnen und Schüler dank unserer Unterstützung ihre Experimente durchführen können. Wir sind begeistert von der Qualität der pharmazeutischen Ausbildung in Burundi. Auch die Apotheker der Pharmacie Yacu haben mit einem ausgezeichneten pharmazeutischen Wissen geglänzt. Sehr bewegend war für uns auch der Besuch des Camp Sobel und des medizinischen Stützpunktes. Hier haben wir in 2023 die Arzneimittel mitfinanziert. Die hygienischen Bedingungen, unter denen die Menschen hier leben müssen, sind leider trotz aller Anstrengungen sehr schlecht. Das medizinische Team tut alles, um zumindest ein bisschen das Leid der Menschen zu lindern. Trotzdem sind viele Menschen von Malaria, Cholera und anderen Infektionskrankheiten betroffen. Die meisten Kinder sind stark unterernährt. Und bisher scheint es keine Lösung zu geben, wie die Menschen dauerhaft untergebracht werden können.
Wir hatten außerdem die Möglichkeit, auch die weiteren vielfältigen Projekte der Fondation Stamm zu besuchen, so z.B. den Kindergarten und die Grundschule in Gatumba, die Berufsschule ETPM in Muramvya mit Internat und angrenzendem Kinderheim sowie die Berufsschule ETO in Gitega.
Die Mitarbeitenden der Fondation Stamm haben uns bei unserer Reise sehr unterstützt und sich sehr gut um uns gekümmert. Außerdem hatten wir an einem Tag die Möglichkeit, bei einer privaten touristischen Aktivität die Karera Wasserfälle im Süden des Landes zu besuchen sowie eine der Quellen des Nils, die sich ebenfalls in Burundi befindet und auch von einem Deutschen entdeckt wurde. Burundi ist wirklich ein traumhaft schönes Land mit sehr freundlichen Menschen und einer tollen Landschaft. Wir sind froh, dass wir so neben all den spannenden Projekten auch noch einen weiteren Einblick in das Land und das Leben der Menschen gewinnen konnten.
Welche negativen und positiven Eindrücke haben Sie während Ihres Aufenthalts in Burundi?
C.L. & I.M.: Die Armut der Menschen und vor allem die Bedingungen im Camp Sobel haben uns natürlich schon ziemlich traurig gemacht. Dies hat aber nur umso mehr unterstrichen, wie wichtig die Arbeit der Fondation Stamm vor Ort ist. Uns hat vor allem beeindruckt, dass die Menschen in Burundi stets sehr freundlich und interessiert waren. Alle Mitarbeitenden der Fondation Stamm haben uns herzlich empfangen und uns einen tollen Einblick in ihre wichtige Arbeit gegeben. Es wurde immer versucht, für jedes Problem eine Lösung zu finden. Wir danken allen Beteiligten sehr, dass sie uns einen so spannenden Aufenthalt ermöglicht haben.
Als Mitglied von AoG, wie sehen Sie die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen den beide Stiftungen Apotheker ohne Grenzen und Fondation Stamm?
C.L. & I.M.: Wir haben schon sehr viel erreichen können in den letzten 5 Jahren der Zusammenarbeit. Das Labor der EPCM gehört mittlerweile zu den am besten ausgestatteten Lehrlaboren im Land und sogar Pharmaziestudierende der Universitäten nutzen mittlerweile das Labor für ihre Kurse. Wir hoffen, dass wir hier in den nächsten Jahren weiter anknüpfen können, um weiterhin das burundische Gesundheitswesen mit so gut ausgebildetem pharmazeutischem Personal zu stärken.
Was wollen Sie zum Abschluss dieses Interviews sagen?
C.L. & I.M.: Liebe Mitarbeitende der Fondation Stamm, ihr macht eine so tolle und wichtige Arbeit, weiter so! Wir bedanken uns für die tolle Zusammenarbeit und hoffen, dass wir gemeinsam noch viel zusammen erreichen können.
Ein besonderer Dank geht natürlich an Verena Stamm und Philipp Ziser (von BURUNDI KIDS).
Charlotte Lübow und Irene Merkert, als wir hier in der Kirundi Sprache sagen: „MURAKOZE“. DANKE.